Re-imagining America
31.10.-14.11.2020
"Sculpture as Writing / Notes from the Past / New York City 1994-1998"
Kirsten Palz
Eröffnung/Opening: 30.10.2020, 19:00
Do.-Sa./Thu.-Sat.: 15:00-18:00
Für die Ausstellung zu „Re-imaginig America“ wird Kirsten Palz eine neue Arbeit mit dem Titel New York 19942020 zeigen. Es handelt sich um eine Reihe von Projektionen, die die Stadt, Ereignisse, Vorfälle, Beruf, Krise und ihre persönliche Beschäftigung damit in dieser Zeit dokumentieren. Die Themen sind zugleich privat wie allgemeingültig und öffentlich − sie befassen sich mit Emigration, HIV/Aids, Rassismus, Sexismus, illegaler Arbeit, Drogen und Kunstproduktion.
For the exhibition on "Re-imaginig America" Kirsten Palz will show a new series entitled New York 19942020. It is a series of projections documenting the city, events, incidents, professions, crisis, and personal occupations during that time. Being private and public at the same time it addresses persistent issues such as migration, HIV/AIDS, racism, sexism, illegal work, drugs, and art- production.
Text von Kirsten Palz für die Publikation zu Re-imagining America:
Von 1994 bis 1998 lebte ich in New York City, danach kurz in Kopenhagen, dann in Rotterdam, bevor ich im Jahr 2001 nach Berlin kam. Heute arbeite und lebe ich in Berlin.
Ich bin vorsichtig, wenn ich mir die Vergangenheit vergegenwärtige und mich in Gedanken in ihr bewege. Viele Nuancen, Farben, Haltungen, Motive sind mir verloren gegangen − einfach vergessen. Ich war 19 Jahre alt, als ich NYC zum ersten Mal besuchte, und ich war 23, als ich zurückkehrte, um mich dort niederzulassen. Mit einer kleinen Tasche voller Kleider und einer großen Mappe mit Zeichnungen kam ich nachts auf dem Flughafen JFK an. Mein Plan war, für immer zu bleiben − aber so ist es nicht gekommen. Ich blieb vier Jahre, bis ich meine Aufenthaltserlaubnis verlor und die Dinge zu kompliziert wurden. Damals bezeichnete ich mich selbst als Ausländerin − das sage ich noch immer −, nie aber als Migrantin. Dabei begleitet mich dieser Status als Migrantin schon lange, länger als jede andere Kategorie, aber ich vermeide den Begriff.
Mein Motiv, in die Vereinigten Staaten zu ziehen, ist damals die Kunst gewesen. Ich war fasziniert von US-amerikanischen Künstler*innen und von NYC als Ort. Meine Neugierde auf die Kunstszene der Stadt verband sich mit meinem abenteuerlichen, jugendlichen und eigenwilligen Geist. Ich suchte mir ein Zimmer, eine Kunstschule, ein Atelier und einen illegalen Job.
Jetzt, mehr als zwei Jahrzehnte später, ist es nicht der Mangel an Dokumenten, Tagebüchern, persönlichen Notizen, Briefen, Zeitungsartikeln, Zeitschriften, Berichten, die alle in Notizbüchern aufbewahrt und in Taschen gesammelt sind, der meinem Gedächtnis im Wege steht − im Gegenteil. Ich habe fast zu viele Erinnerungsstücke an diese Zeit. Am unheimlichsten ist ihre Zufälligkeit. Innerhalb der Notizen oszilliert die Perspektive zwischen biografisch und merkwürdig, sie vermittelt einen flanierenden Geist. Es scheint wie ein Spiel zu sein, bei dem man sich an einiges erinnert und anderes vergessen hat, selbst wenn sich alles in demselben Zeitraum abspielte.
Text by Kirsten Palz for the catalogue on Re-imagining America:
I lived in New York City from 1994–1998, thereafter briefly in Copenhagen, then Rotterdam, before arriving in Berlin in the year 2001. Today I live and work in Berlin.
I am cautious when I come to contemplate and navigate the past. Many nuances, colors, attitudes, motives have been simply lost or forgotten. I was 19 years old when I visited NYC for the first time, and I was 23 years old when I returned to settle down. I arrived at JFK airport at night with a small bag of clothes and a large portfolio of drawings. I had planned to stay forever, but it did not turn out that way. I stayed four years, until I lost my residency permit and things got too complicated. At that time I referred to myself as a foreigner and I still do, but never as a migrant. I have been classified as a migrant for more years of my life than any other category, but I still avoid the term.
My motive to move to the United States was the arts. I was captivated by American artists and I was fascinated with NYC as place. My curiosity in the city’s art scene was combined with an adventurous, young and selfwilled spirit. I came to find myself a room, an art school, a studio, and an illegal job.
So, now more than two decades later – it is not the lack of documents; diaries, personal notes, letters, newspapers articles, magazines, reports, all kept in notebooks and collected in bags, that stands in the way of memory – on the contrary, I have almost too many. What is most eerie is their randomness, the perspective within the notes oscillates between the biographical and an odd conveyance of a wandering mind. It seems like a game in which some is remembered some forgotten, even as it all happened in the midst of the same moment.
Foto ganz oben/Photo at the top: Rooftop (Kirsten Palz, 1995)
Alle anderen Fotos/All other photos:
Kirsten Palz: „New York 19942020“ 2020, series of texts, print on paper, 21 × 29,7 cm
Fotodokumentation/Photo documentation
Fotos von/Photos by Benjamin Renter
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